Im Oktober 1830 wurde der Herrschaftsbesitz Aurolzmünster, im Versteigerungswege um den Betrag von 239.500.- Gulden von Graf Josef von Taufkirchen durch Graf Maximilian Arco von Valley erworben. Nach dem Ableben des Grafen TATTNBACH RHEINSTEIN kamen auch die Güter in Bayern und das Schloß St.Martin i.I in den Besitz der Arcos, wodurch ein geschlossener Wirtschaftsbesitz entstand. Diese bedeutenden Grundbesitze von 622 Joch, 2 Klafter von Ackerland, 387 Joch Wald, 76 Joch Wiesen 17 Joch Gärten, 9 Joch Hutweide und 8 Joch Weiher, dürften Herrn Grafen infolge der damals niedrigen Getreidepreise bewogen haben, eine Zuckerfabrik zu errichten und die Felder mit Runkelrüben zu bebauen.

 

Als Betriebsstätte wurde das linke Nebengebäude des Schlosses Aurolzmünster , der sogenannt Marstall gewählt. Bereits im Sommer 1836 wurde die Fabrikseinrichtung aufgestellt und in der Herrschaftsküche des Schlosses wurde die Maschinenwerkstätte eingerichtet. Im Salon des rückwärts gegen Forchtenau befindlichen Parks wurden Knochen gelagert, gebrannt und als Filtrierkohle verwendet.

Der Runkelrüben bedarf wurde meist aus eigener Ernte gedeckt. Im Jahre 1862 wurden in Aurolzmünster 12 Zentner, 18 Pfund und in St.Martin i.I 3 Zentner, 18 Pfund Rübensamen mittels primitiven hölzernen Sämaschinen angebaut. Zur Herbstente waren 200 Arbeiter für die Rübeneinbringung erforderlich . Auch die Bauern der Umgebung bauten Rüben an. 1840 benötigte man für einen Zentner Zucker, 14 bis 16 Zentner Rüben.

In der Fabrik waren ca. 40 Arbeiter beschäftigt. Die angefallenen Rohprodukte wurden während des Sommers verarbeitet und raffiniert. Die Rüben wurden gewaschen, geputzt mit einer Rübenmaschine zerkleinert und die ganz Masse gepresst .Der Rübensaft kam in die vorhandenen Kessel zum Sieden. Zur Klärung des Zuckers war Kalkmilch und gebrannt Knochen erforderlich.

Der gewonnene Sirup wurde in der ersten Zeit in irdenen Formen , anschließend in sogenannte Blechformen ( Zuckerhutformen) in der Trockenkammer aufgestellt. Auf jede Form kam Schicht Ton,  die dreimal gewechselt wurde um die ursprüngliche braune Farbe weiß zu erhalten.

An Zuckerhüten erzeugte man zwei Sorten , Melis und Lompenzucker. Kandiszucker wurde weiß und braun erzeugt.

Rohzucker gehörte meist zur Raffinade, während Melasse in Fässern versendet wurde . Lompenzucker wurde nach Linz in die Zuckerbäckerei  JANOTA, Kandis in die Branntweinbrennerei FORSTHUBER nach Osternach Ort i.I. und Melasse zur Wachserzeugung JAGERSBERGER nach Linz versendet. Rübenabfälle wurden zur Viehfütterung und als Düngemittel verwendet.

Die Spedition des laufenden Absatzes hatte der Kaufmann Ferdinand PERWEIN aus Aurolzmünster Nr.30 übernommen, der die verpackten Zuckerfrachten mittels Pferdegespannen nach NÖ, Salzburg und Tirol beförderte.

Der Zuckerfabrik wurde eine zehnjährige Steuerfreiheit gewährt. Die Fabrik wurde von Gerhard SAAL, der in Paris die Zuckerfabrikation erlernt und in Giesing bei München bereits eingerichtet hatte, geleitet. Die Tatkraft des Herrn Grafen wurde von der Bevölkerung entsprechen gewürdigt, weil dadurch Arbeit und Brot geschaffen und der örtliche Gewerbestand aufblühte.

Leider dauerte der blühende Bestand der Zuckerfabrik nur 30 Jahre . Die Konkurrenz der modernen Zuckerfabriken machte sich sehr nachteilig bemerkbar und die Einrichtung war durch das Fortschreiten der Technik erneuerungsbedürftig. Zum Leidwesen des Marktes wurde der Betrieb im Jahre 1865 eingestellt und die Einrichtungsgegenstände um 8.000 Gulden verkauft.